Pete Townshend, der Gitarrenzerschmetterer (2024)

"Ich bin nicht annähernd taub!" Pete Townshend, der Gitarrenzerschmetterer

19.05.2020, 09:52 Uhr

Sein berühmtes Markenzeichen ist die Windmühle: Sein rechter Arm rotiert und schlägt dabei in die Saiten. Pete Townshend wurde als Gitarrist und Songwriter der legendären britischen Rockband The Who mit Hits wie "My Generation" und der Rockoper "Tommy" berühmt. Nun wird er 75.

Die Isolation während der Corona-Krise macht Pete Townshend vermutlich nicht allzu viel aus. Der Gitarrist, Songwriter und zweite Sänger von The Who tüftelt am liebsten zu Hause in London in seinem Studio. Konzerte bedeuten ihm nach eigenen Worten nichts. "Ich gehe nicht gern auf Tournee, und ich stehe nicht wirklich gern auf der Bühne", gestand er im vergangenen Jahr. "Wenn ich die Musik nicht selbst komponiert hätte, würde ich längst nicht mehr auftreten."

Nun wird der außergewöhnliche Musiker 75 Jahre alt. Townshend wurde am 19. Mai 1945 im Londoner Stadtteil Chiswick geboren. Beide Eltern waren Berufsmusiker, sein Vater Saxofonist in einer Musikgruppe der Royal Air Force, seine Mutter Sängerin im Orchester. Dass der kleine Pete ständig Auftritte seiner Eltern erlebte, ist wohl der Grund für seine fehlende Bühnenleidenschaft. "Deshalb nehme ich das wohl alles ein wenig für selbstverständlich", erklärte Townshend im dpa-Interview. "Es bereitet mir keine Freude, ich bin nicht aufgeregt, es ist mir im Prinzip egal."

Grafikdesign-Studium abgebrochen

Als Kind schenkte ihm seine Großmutter zu Weihnachten seine erste Gitarre, das Spielen brachte sich der kleine Pete selbst bei. In der Schulzeit spielte er mit dem späteren The Who-Bassisten John Entwistle in einer Jazzband. Entwistle holte ihn später in die Rock'n'Roll- und Skiffle-Band The Detours (Die Umwege) von The-Who-Sänger Roger Daltrey. Ein Grafikdesign-Studium brach Townshend ab, um sich voll auf die Musik zu konzentieren. Aus The Detours wurden The Who. Schlagzeuger Keith Moon komplettierte die Gruppe.

Mit dem von Townshend geschriebenen Song "I Can't Explain" verbuchten The Who erste Charterfolge. Mit "My Generation", "Substitute" oder "I Can See For Miles" landete das Quartett weitere Hits. Als Gitarrist und Komponist war Townshend bald der kreative Kopf der Band, die treibende Kraft hinter epischen Rocksongs wie "Won't Get Fooled Again" oder "Behind Blue Eyes" der LP "Who's Next" (1971) oder den hochgelobten Konzeptalben "Tommy" (1969) und "Quadrophenia" (1973).

Windmühle von Keith Richards "ausgeliehen"

Auf der von ihm ungeliebten Bühne entwickelte Townshend auch sein berühmtes Markenzeichen, die sogenannte Windmühle. Er rotiert seinen rechten Arm und schlägt dabei in die Gitarrensaiten. Er habe sich das von Gitarrist Keith Richards "ausgeliehen", als The Who 1963 Vorband der Rolling Stones waren, erzählte Townshend im dpa-Interview. "Bevor Keith auf die Bühne ging, hat er Lockerungsübungen gemacht. Ich hab nachher zu ihm gesagt: 'Dieses Windmühlen-Ding ist großartig.' Ihm war nicht mal bewusst, dass er das gemacht hatte."

Zu jedem Konzert gehört auch, dass Tonwshend am Ende seine Gitarre zerschmettert. Über die Jahre veröffentlichte der vielseitige Rockmusiker mehrere Soloalben, darunter das sehr persönliche Werk "Empty Glass" (1980) mit der Hitsingle "Let My Love Open The Door". Auf dem Album verarbeitete Townshend nicht nur eigene Probleme mit exzessivem Alkohol- und Drogenkonsum, sondern auch den Tod seines Freundes und The Who-Schlagzeugers Keith Moon zwei Jahre vorher.

Aktiver Autor

Neben der Musik ist er bis heute als Autor aktiv. Er schrieb Artikel für namhafte Zeitungen und Magazine wie "Melody Maker" oder "Rolling Stone". Er verfasste Drehbücher und Skripte und veröffentlichte die Kurzgeschichtensammlung "Horse's Neck". Vor Kurzem brachte er seinen Roman "The Age of Anxiety" heraus, dem in diesem Jahr eine Oper und eine Kunstinstallation folgen sollen.

Kreativen Stillstand gibt es für Townshend offenbar nicht. "Ich will als jemand gelten, der weiß, was er tut, nicht als einer, der erzählt, wie man das früher gemacht hat", so Townshend. "Das ist mir sehr wichtig für meinen Stolz und meine Würde." Von alten Erfolgen zehren will er nicht, Nostalgie widerspricht seinem Selbstverständnis. "Die meisten meiner erfolgreichen Songs hab ich geschrieben, bevor ich 30 Jahre alt geworden bin oder vielleicht 27", sagte er im vergangenen November. "Ich bin da sehr stolz drauf, aber ich möchte nicht davon leben, ich möchte es nicht weiter zelebrieren, und ich will nicht ständig darüber reden."

Immer noch als the Who aktiv

Trotzdem ist er mit seinem langjährigen Weggefährten Roger Daltrey auch nach dem Tod von Moon und Entwistle weiter als The Who aktiv. Das Duo veröffentlichte 2019 nach 13 Jahren ein neues Studioalbum, wobei Townshend selbst meinte, dass es für ihn "kein richtiges Who-Album" sei. Das "letzte richtige Who-Album" war demnach "Who Are You" (1976), das letzte Werk mit allen vier Originalmitgliedern. Die Bühnenshows mögen ihm wenig Freude bereiten, die eigenen Songs - vor allem die neuen - zu spielen, hat für Townshend aber seinen Reiz.

Auch als Live-Band sind The Who weiterhin unterwegs. Im Sommer 2019 traten sie mit einem großen Orchester im Wembley-Stadion auf. Noch im Februar spielten sie mehrere Konzerte im kleinen Pryzm-Club in Kingston-upon-Thames bei London. Dort waren sie zuletzt vor über 40 Jahren aufgetreten. Eine geplante Hallen-Tournee im März und April wurde wegen der Corona-Krise auf 2021 verschoben.

Hörgerät ja, taub nein

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Dass er sein Gehör fast verloren hat und nahezu taub sein soll, wie häufiger berichtet wurde, stimmt laut Townshend übrigens nicht. Das Gerücht führt er auf einen Hörtest zurück, den er 1971 machen ließ. "Der Typ hat gesagt, ich soll vorsichtig sein, weil ich taub werden könnte. Das hab ich mal erwähnt", sagte Townshend fast empört. Seitdem würden sich die Menschen um sein Gehör sorgen.

"Nein, ich habe keine Probleme mit dem Hören!", so der Musiker, "ich bin 75 und trage Hörgeräte, aber ich bin nicht annähernd taub." Seine Fans können also ganz beruhigt sein und davon ausgehen, dass Pete Townshend in Zukunft noch einige Gitarren zerschmettern wird.

Pete Townshend, der Gitarrenzerschmetterer (2024)

FAQs

What amp did Pete Townshend use? ›

Still, Townshend wasn't crazy about the Marshall heads for long. Nowadays, Townshend prefers Fender Vibro-King amps with a 2x12 extension cab underneath. Interestingly enough for a player that commands such powerful noise, he also keeps the volume around 3.

What ethnicity is Pete Townshend? ›

They write new content and verify and edit content received from contributors. Pete Townshend (born May 19, 1945, Chiswick, London, England) is a British guitarist and singer-songwriter best known as the lead guitarist and principal songwriter for the British rock band the Who.

What is Pete Townshend's favorite guitar? ›

Since 1989 Townshend has played a Fender Stratocaster modified to meet his unique needs—and now the Fender Custom Shop is proud to present the Limited Edition Pete Townshend Stratocaster to players and fans.

What strings did Pete Townshend use? ›

Documented for 1967 is Pete's use of Fender strings. In 1967 and 1968 on Fender Stratocasters, he likely used Fender pure nickel wrap #1500 Spanish Guitar [Smooth Round Wound]. These sets were standard issue on new Fender guitars 1966–1969.

How many guitars did Pete Townshend smash? ›

Instead, he would assemble the broken parts on the bedroom wall of his Wardour Street - his own personal pop art display. It's impossible to gauge how many guitars Pete trashed - one report estimates 35 just in 1967. Bearing in mind that his axe-rage antics date back to 1964, the number is probably in the hundreds.

What happened to Pete Townshend's guitar from Woodstock? ›

While the guitar toss at Woodstock remains an iconic moment in rock history, the instrument itself was likely retrieved and preserved, allowing Townshend to continue using it in subsequent performances and recordings.

Did Pete Townshend go deaf? ›

Its guitarist, Pete Townshend, has a severe case of hearing loss. He stated, “I have severe hearing damage. It's manifested itself as tinnitus, ringing in the ears at frequencies that I play guitar.

Who did Pete Townshend hit with a guitar? ›

Before Abbie could get his message across, Pete Townshend transformed his guitar into a tennis racket and smashed him on the head with a swift backhand.

Has Pete Townshend been knighted? ›

Pete Townshend: 'They want to give me a knighthood, but can't'

Are Pete Townshend and Eric Clapton friends? ›

And Pete Townshend had been the only friend who had refused to take no for an answer and been to the house so often that eventually Eric had seen him. If anyone else managed to get in, Eric had hidden upstairs. But Eric confided in Pete, and as good as asked for help.

Did Duane Allman play guitar? ›

Howard Duane Allman (November 20, 1946 – October 29, 1971) was an American rock and blues guitarist and the founder and original leader of the Allman Brothers Band, for which he was posthumously inducted into the Rock and Roll Hall of Fame in 1995.

What guitar did Pete Townshend play at Woodstock? ›

Pete Townshend used the SG Special almost exclusively from 1968 to 1971, when Gibson changed the production specifications. He played guitars like this one at many historic concerts, including The Rolling Stones Rock and Roll Circus (1968), Woodstock (1969), and the Isle of Wight Festivals (1969, 1970).

Is Pete Townshend considered a great guitarist? ›

In 1983, Townshend received the Brit Award for Lifetime Achievement and in 1990 he was inducted into the Rock and Roll Hall of Fame as a member of the Who. Townshend was ranked No. 3 in Dave Marsh's 1994 list of Best Guitarists in The New Book of Rock Lists.

What pedal did Pete Townshend use? ›

One specific point of interest was Pete's use of an Edwards volume pedal. It's a photocell-based pedal originally designed for pedal-steel guitarists.

What guitar pick does Pete Townshend use? ›

He also used Ernie Ball and Fender picks, also often custom-printed. Please note: The photos included have been submitted by Whotabs readers. Whotabs makes no claim these photos represent authentic Pete-used picks.

What amp was Lenny recorded on? ›

Amps: The R side was sent to a 1967 Fender Super Reverb Amp and the signal here was buffered with a PMP Buff IV pre-amp to drive the long guitar cord. The L side went straight into a Soldano SLO-100 with the SRV mod and a 1970 Marshall 4x12 speaker cabinet.

When did Pete Townshend use Marshall amps? ›

January 1965, with two like-new block logo JTM45 50-watt amplifier heads, in a stack setup. Guitar is 1964 Rickenbacker 360/12 Export. Ca. January 1965, John's and Pete's new Marshall 4×12 stacks, each powered by a pair of Marshall JTM45 50-watt amps.

What is the most famous amp in rock history? ›

The 100 watt Plexi edition of the Marshall 1959 is famous for being the quintessential rock guitar amp, and was also used by both Eric Clapton and Jimi Hendrix. If you are seeking a monstrous amount of volume and the ultimate rock tone, you can find a hand-wired reissue of the Marshall 1959 on Sweetwater.

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